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HANS KRUMPER
(1570 Weilheim - 1634 München)

Allegorie der Geometrie

Feder in hauchdünnem Strich in Schwarz-Grau, partiell laviert und gelb getönt,
137 x 195 mm, Wasserzeichen: stilisierter Dreiberg

Herkunft: Hammer, Stockholm (verso sein Stempel unten links)

Vermutlich war die Zeichnung als Vorlage für eine Goldschmiedearbeit gedacht. Die Farbgebung legt nahe, daß sie einer geplanten oder realisierten partiell vergoldeten Silberplastik vorausging. Möglicherweise fungierte sie mit anderen Allegorien der Freien Künste als Tafelzierde.

Zu diesem Blatt äußert sich Frau Dr. Dorothea Diemer wie folgt (schriftliche Mitteilung vom 04.01.2004):

Meines Erachtens handelt es sich bei dem Entwurf zu einem Goldschmiedeobjekt mit Darstellung der Geometria um eine eigenhändige Zeichnung Hans Krumpers (um 1570-1634). Charakteristisch für seinen Duktus sind die leicht zittrig wirkenden Konturen in dünner grauer Feder, die sparsame Lavierung und die ebenso sparsame Angabe der Binnenmodellierung mit kleinen Häkchen. Leider ist ein Großteil des Krumperschen Zeichnungsoeuvres bisher nicht in Abbildungen zugänglich.

Zahlreiche gesicherte Werke bieten sich für die Frauenfigur zum Vergleich an, so zum Beispiel die Entwürfe für die Jahreszeitenbrunnen im Grottenhof, 1611, in Innsbruck, besonders der Frühling (Abb. von Winter und Sommer in AK Wittelsbach und Bayern 1980, Bd. II/2, S. 900f.), die Entwürfe für die Madonna der Residenzfassade und die verschollene Zeichnung der Giebelfiguren (ebenda S. 542f.). Ein charakteristischer Vergleich zur Strichführung ist auch z. B. die von Geissler Krumper zugewiesene Maria mit Christuskind, Heinrich Geissler, AK Zeichnung in Deutschland, Deutsche Zeichner, 1540 - 1640, Bd. 1, Stuttgart 1979/80, D 1.

Für die skizzierende Manier des Dekors, der Puttenköpfe und der Sphinx ließen sich unzählige Vergleiche anführen; besonders nahe stehen m. E. Krumpers Entwürfe für Stuckdekorationen in der Maximilianischen Residenz (Adolf Feulner, Hans Krumpers Nachlaß. Risse und Zeichnungen von Friedrich Sustris, Hubert Gerhard und Hans Krumper, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst N.F. 12, 1922, Nr. 21; Abb. zweier Details bei D. D., Hans Krumper, in: Wittelsbach und Bayern 1980, Bd. II/1, S. 279-311, hier S. 160). In allen diesen Skizzen findet man dieselbe Abbreviatur der Nase als kleines v, der Augen, Haare, auch der Flügel und des Dekors in vielerlei Ausprägung. Die Entwürfe sind im Zusammenhang des Residenzneubaus um 1610/15 entstanden. Für morellianische Eigenheiten wie die Häkchen in den Augenwinkeln vgl. den fackeltragenden Putto auf dem Entwurf für das Grabdenkmal Kaiser Ludwigs des Bayern, um 1620 (München, Stadtmuseum, Krumpernachlaß, Abb. auch bei D. D., Quellen und Untersuchungen zum Stiftergrab Herzog Wilhelms V. von Bayern und der Renata von Lothringen in der Münchner Michaelskirche, in: Quellen und Studien zur Kunstpolitik der Wittelsbacher vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, hrsg. von Hubert Glaser, München 1980, Abb. 43 und in: Das Grabmal Kaiser Ludwigs des Bayern in der Münchner Frauenkirche (Messerschmitt Stiftung, Berichte zur Denkmalpflege), hrsg. von Hans Ramisch, Regensburg 1997). Im Detail sind, zugegeben, all diese Vergleiche ohne vergrößerte Fotos kaum zu überprüfen.

Im Ganzen zeigt die Geometriazeichnung keine stilistischen Züge, die sich nicht bestens in Krumpers Zeichnungsstil einfügen. Angesichts seines im letzten Lebensjahrzehnt etwas dicker werdenden Striches und einer dichteren Schattierung würde ich die Zeichnung gern in den 1610er/20er Jahren ansetzen.

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